Ein Notfall zu Hause, am Arbeitsplatz, beim Sport oder im Straßenverkehr – gut, wenn kompetente Hilfe rasch verfügbar ist. Im ersten Halbjahr 2025 wurden die Notärztinnen und Notärzte der Standorte Asbach, Buchen, Hardheim, Mosbach und Osterburken insgesamt 1.601-mal durch die Integrierte Leitstelle in Mosbach alarmiert, die Notrufe über die bundeseinheitliche Notrufnummer 112 entgegennimmt. Das ist einer Pressemitteilung des Landratsamtes Neckar-Odenwald zu entnehmen.
Die Alarmierungszahl entspricht im Vergleich zum 1. Halbjahr 2024 einem deutlichen Rückgang um 789 Einsätze oder 33 Prozent. Damit setzt sich der Trend aus dem Vorjahr fort, als die Alarmierungen um 6,8 Prozent zurückgingen. Noch 2022 und 2023 waren deutlich steigende Einsatzzahlen zu verzeichnen. Der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Mosbach Guido Wenzel hat zwei Erklärungen für die Veränderungen: „Der Notarztindikationskatalog, also die Vorgaben, wann Notärztinnen und Notärzte zu alarmieren sind, wurde im Juli 2024 durch den Landesausschuss für den Rettungsdienst Baden-Württemberg angepasst. Dies geschah auch vor dem Hintergrund, dass die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter im Rahmen ihrer Ausbildung umfangreichere Kompetenzen erwerben, die sie auch eigenständig anwenden können.“
Bei durchschnittlich 8,8 Notarzteinsätzen pro Tag im Kreisgebiet entfielen die meisten Einsätze auf den Standort Mosbach, dessen Notärztinnen und Notärzte 412-mal alarmiert wurden (2,3 Einsätze pro Tag, im 1. Halbjahr 2024 641 Einsätze). Am Notarztstandort Buchen wurden im ersten Halbjahr insgesamt 352 Einsätze absolviert (1,9 pro Tag, 2024: 521), am Standort Hardheim 237 (1,3 pro Tag, 2024: 385). Seit mittlerweile über fünf Jahren rücken auch die Notärzte in Asbach und Osterburken rund um die Uhr aus, in der ersten Jahreshälfte gab es dort 323 bzw. 277 Alarme (1,8 bzw. 1,5 pro Tag, 2024: 485 bzw. 358).
Die Notfallmediziner der Neckar-Odenwald-Kliniken und des Krankenhauses Hardheim stellen damit gemeinsam mit den Einsatzkräften des Rettungsdienstes die Notfallversorgung an den insgesamt fünf Standorten im Kreisgebiet rund um die Uhr sicher. Sie werden dabei unterstützt von Ärztinnen und Ärzten der Genossenschaft HonMed, die an verschiedenen Standorten tätig werden. Der Hauptgrund für Notarzteinsätze sind unverändert Erkrankungen des Herzens wie ein Infarkt oder ein Kreislaufstillstand. Auch neurologische Probleme und Bewusstseinsstörungen durch einen Schlaganfall, Hirnblutungen und Krampfanfälle sind häufig, dazu kommen schwerwiegende Atemstörungen. Die Versorgung von Verletzten nach Verkehrs-, Arbeits-, Sport- und Schulunfällen verursacht weniger als ein Fünftel aller Alarmierungen – durch die Medienberichterstattung werden diese Einsätze aber in der Öffentlichkeit naturgemäß viel mehr wahrgenommen.
„Für die Versorgung an der Einsatzstelle ist eine gute Zusammenarbeit der Ärztinnen und Ärzte mit den Rettungsassistenten und Notfallsanitätern, die Notarzteinsatzfahrzeuge und Rettungswagen besetzen, unabdingbar“, so Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker, Sprecher der Leitenden Notärzte im Neckar-Odenwald-Kreis und selbst aktiver Notarzt an verschiedenen Standorten. Der deutliche Rückgang der Notarztalarmierungen führe durchaus zu Diskussionen bezüglich der notwendigen Anzahl von Notarztwachen, berichtet er. Große Hoffnung setzt er auf die geplante Einführung des Telenotarzt-Systems in Baden-Württemberg, durch das eine ärztliche Einbindung bei Einsätzen „quasi sofort und ohne Anfahrt“ möglich werde.
Der DRK-Kreisverband Mosbach stellt die permanente Einsatzbereitschaft der Notarzteinsatzfahrzeuge und die personelle Besetzung in Buchen, Hardheim, Mosbach und Osterburken sicher, der Malteser Hilfsdienst ist für das Fahrzeug in Asbach verantwortlich. Zwei Rettungswagen des DRK sind rund um die Uhr in Mosbach einsatzbereit sowie je ein Fahrzeug in Asbach, Buchen, Hardheim, Osterburken und Schefflenz. Dazu kommen noch ein Fahrzeug täglich von 7 bis 19 Uhr in Robern. Zur Einhaltung der im Rettungsdienstgesetz Baden-Württemberg seit der Aktualisierung vor einem Jahr vorgesehenen 12-minütigen Hilfsfrist sind weitere Rettungswagenstandorte notwendig. Die nächste Erweiterung ist für den Herbst in Walldürn beschlossen, weitere Rettungswachen werden in den zuständigen Gremien diskutiert. Die Rettungswagen wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 7.699-mal alarmiert (2024: 7.398, 2023: 6.351, 2022: 6.314, 2021: 5.435). Hier gab es wie in den Vorjahren also einen weiteren Anstieg um 301 Einsätze oder 4,1 %.
Landrat Dr. Achim Brötel weiß, dass die Notfallversorgung gerade im ländlichen Raum alle Beteiligten vor besondere Herausforderungen stellt. Umso wichtiger findet er, dass leistungsfähige Krankenhäuser als Anlaufstellen für die Notfallversorgung zur Verfügung stehen. „Der weitere Abbau der Versorgungsangebote durch die Kassenärztliche Vereinigung, die nur noch am Standort Mosbach Sprechstunden anbietet, muss durch die Notaufnahmen unserer Kliniken und die Rettungsdienste aufgefangen werden“, stellt er besorgt fest. Sein Dank gilt allen, die sich für die notfallmedizinische Versorgung einsetzen. Landrat Brötel betont, dass es neben der professionell organisierten Hilfe ein weiteres wichtiges Element gibt, auf das die Bürger im Neckar-Odenwald-Kreis bei medizinischen Notfällen zählen dürfen: „In zahlreichen Ortschaften stellen ehrenamtliche Hilfskräfte eine wichtige Unterstützung dar – gerade in unserem Flächenlandkreis ein unschätzbares Engagement.“ Die sogenannten HvO-Gruppen (Helfer vor Ort) der DRK-Ortsvereine werden ebenfalls von der Integrierten Leitstelle in Mosbach alarmiert, wenn in ihrer Gemeinde ein Notfall gemeldet wird, und können so binnen weniger Minuten mit der Erstversorgung beginnen. Auch hier ist ein deutlicher Anstieg im ersten Halbjahr zu verzeichnen, denn bereits 1.531-mal wurden die Ehrenamtlichen zum Einsatz gerufen (2024: 1.214, 2023: 1.042, 2022: 1.007). Zusätzliche Hilfe bei Patienten mit Kreislaufstillstand bringt seit Oktober 2018 die Smartphone-basierte Alarmierung von mittlerweile über 450 qualifizierten Helfern mit der App „Mobile Retter“.
Wichtigstes Glied der Rettungskette bleiben aber die Ersthelfer, die als zufällige Zeugen eines Notfalls durch den Notruf über die 112 die Aktivierung des Rettungsdienstes sicherstellen. Darüber hinaus können durch einfache, leicht zu erlernende Maßnahmen der Ersten Hilfe die Überlebenschancen von Notfallpatienten gesteigert werden. Dazu gehört auch die Anwendung von Laien-Defibrillatoren, sogenannten AEDs, welche mittlerweile im Rahmen eines Projektes der Kommunalen Gesundheitskonferenz an über 320 Standorten im Landkreis verfügbar gemacht wurden, um die Versorgung bei Patienten mit Herzkreislauf-Stillstand zu verbessern. Kurse für Jedermann werden regelmäßig angeboten, können bei Interesse aber auch für Gruppen und Vereine vor Ort organisiert werden.
(C: LNA Dr. Harald Genzwürker/ Jan Egenberger Landratsamt Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit)