Die "112" wird 30 Jahre alt
Europäischer Tag des Notrufs – 2020 über 21.106 Anrufe in der Leitstelle
(pm/frh) Dem stabilen und verlässlichen Telefonleitungsnetz in Deutschland kommt nach wie vor die zentrale Notruffunktion zu. Sogar europaweit ist die „112“ seit nunmehr 30 Jahren die Anlaufstelle für Rettungskräfte und Feuerwehr. Unzählige Leben wurde nicht zuletzt durch die allgemeine Bekanntheit dieser Rufnummer gerettet, die man schon den Schulkindern seit Generationen einbläut. Der „Europäische Tag des Notrufs“, der in Anlehnung an die Rufnummer jährlich am 11. Februar begangen wird, soll diese Bedeutung bewusster machen.
„Am Anfang einer schnellen Rettung steht die schnelle Alarmierung“, betont der Geschäftsführer des Mosbacher DRK-Kreisverbands Mosbach, Steffen Blaschek. Dies gelinge aber nur, wenn die Notrufnummer „112“ überall in der Bevölkerung bekannt sei. Denn nur wenn diese Nummer gewählt wird, könnten die Mitarbeiter/innen in der Leitstelle die richtigen Fragen stellen und falls notwendig, die Ersthelfer vor Ort bei lebensrettenden Sofortmaßnahmen anleiten und begleiten.
Stolz ist man beim Landratsamt auf das gut ausgearbeitete, komplexe System organisierter Hilfeleistung vor Ort. Angefangen bei den Integrierten Leitstellen über die einzelnen Einsatzdienste bis hin zu gezielten Vorplanungen hat sich eine Gefahrenabwehrstruktur entwickelt, die in den einzelnen Mitgliedstaaten von unterschiedlichen Organisationen getragen wird. Im Neckar-Odenwald-Kreis sind dies die Feuerwehren, das staatliche Technische Hilfswerk, das DRK, die Malteser und die DLRG. „Im Landkreis engagieren sich aktuell beispielsweise 3.146 ehrenamtliche Feuerwehrangehörige“, verdeutlicht Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr die Dimensionen des freiwilligen Engagements, auf das sich Rettungsdienste stützen.
Wichtig seien aber auch Erste-Hilfe-Kenntnisse der Bürger/innen, ergänzt Blaschek: „Ein Rotkreuzkurs dauert einen Tag, kann aber unter Umständen Leben retten.“ Umso bedauerlicher sei es, dass man eben diese Kurse momentan wegen der Corona-Krise nicht anbieten dürfe, so Blaschek. Die Vorbereitungen liefen jedoch bereits, dieses so wichtige Angebot des DRKs umgehend wieder an den Start zu bringen, sobald der „LockDown“ aufgehoben oder die entsprechenden Lockerungen vom Gesetzgeber angeordnet sind, fügte er hinzu.
Die Grundvoraussetzung schneller Handlungsfähigkeit unterstreicht PD Dr. Harald Genzwürker, Chefarzt an den Neckar-Odenwald-Kliniken und leitender Notarzt, immer wieder: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsleitstellen sind speziell geschult, sodass sie alle wichtigen Informationen abfragen und schnell die benötigte Hilfe schicken können“. Damit die Retter schnell zum Einsatzort kommen können, sollte jeder und jede Autofahrer/in die Regeln der Rettungsgasse kennen: Fahrzeuge auf der linken Spur nach links ausweichen, Fahrzeuge auf den anderen Spuren nach rechts – dann kommen die Rettungsfahrzeuge schnell voran.
Die Leitstelle in Mosbach, wo die Anrufe auf der 112 im Neckar-Odenwald-Kreis angehen, nahm im vergangenen Jahr 2020 insgesamt 21.106 Anrufe entgegen. Selbstredend sind einige Fehlalarme dabei, doch ist es „besser, einmal mehr vor Ort gekommen zu sein, als einmal zu wenig“, beschreibt Steffen Blaschek die Situation.
„Eine besondere Stärke ist die Ortskenntnis unserer Disponenten, weshalb wir uns auch weiterhin für den Erhalt der Leitstellenstruktur in Baden-Württemberg einsetzen werden“, beschreibt Gerhard Lauth, Präsident des DRK-Kreisverbands Mosbach. Die Aufgabe, so schnell wie nur möglich zu helfen, gelinge jedoch nur, wenn die 112 bei den Leuten so fest verankert ist, dass die Nummer auch in Stresssituationen leicht aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann.
„Die Leistung der Rettungskräfte im Einsatz vor Ort wie auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Leitstellen, die in mental noch so anspannenden Situationen die Ruhe bewahren müssen, kann man gar nicht genug wertschätzen“, so Gerhard Lauth. Den Europäischen Tag des Notrufs betrachtet er in erster Linie deshalb als „gute, lobenswerte Sache“.